Das Haus der bunten Bücher: "Dickens und ich, wir wären schlechte Nachbarn gewesen." Roman-Erfolgsautorin Adriana Popescu im Interview

"Dickens und ich, wir wären schlechte Nachbarn gewesen." Roman-Erfolgsautorin Adriana Popescu im Interview

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Huhu!

Ich freue mich so, dass die Sonne jetzt öfter scheint und ich freue mich schon so auf den Sommer, wenn man sich nicht mehr so dick einpacken und in der Kälte auf den Bus warten muss. Pippa aus "Versehentlich verliebt" hat sich ganz tief inerlich bestimmt auch den Sommer her gewünscht, als sie wegen der hohen Schneemenge Weihnachten am Flughafen verbringen musste. Heute geht es nämlich indirekt um Pippa, genauer gesagt um die wundervolle Adriana Popescu, die ich für ein Interview gewinnen konnte! Ich freue mich ziemlich, ihre Antworten auf meine Fragen mit euch zu teilen!


Damit ihr nicht ganz ins kalte Wasser geworfen werdet, vorab einige Infos: Adriana Popescu hat früher als Drehbuchautorin für das deutsche Fernsehen gearbeitet und für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und City-Blogs geschrieben. 2012 ist ihr mit dem E-Book "Versehentlich verliebt" der Durchbruch gelungen und nun hat sie bereits einige Bücher geschrieben, wie "Lieblingsmomente", "Lieblingsgefühle" oder "Paris, du und ich".

Liebe Adriana, vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, ein paar meiner Fragen zu beantworten! Ich war freudig überrascht, als du mir jeweils so viel geantwortet hast.

Viel Spaß beim Interview!


© Notker Mahr
HdbB: Wie bereits erwähnt, schriebst du früher für das Fernsehen, was ich sehr spannend finde. Ist der Unterschied von Drehbüchern zu Romanen groß? Was ist bei den Drehbüchern zu beachten und was ist das Schwierigste daran? Vielleicht kennen meine Leser ja eine Sendung aus deiner Feder!? 
Adriana Popescu: Ich glaube, der größte Unterschied sind die inneren Monologe, die es ja häufig in Büchern, auf jeden Fall in meinen, gibt. Das fällt bei einem Drehbuch meistens weg. Klar, man gibt dem Schauspieler eine Richtung, was in seinem inneren passiert, aber der Zuschauer wird das ja nur über die Darstellung der Figur erfahren. Die Dialoge sind in Drehbücher das Wichtigste – aus Sicht des Autoren. Es ist manchmal schwierig alle Infos in den Dialogen zu verpacken, ohne zu langweilen oder sich in jeder dritten Szene zu wiederholen. Aber das macht ja gerade den Reiz aus. Manche Leser sagen ja, beim Lesen meiner Romane haben sie einen Film vor Augen. Vielleicht liegt das an meiner Drehbuchvergangenheit? Ich habe übrigens für die ARD Serien Fabrixx und In aller Freundschaft geschrieben. Es zählt zu den besten Erinnerungen meiner Schreibkarriere überhaupt.


HdbB: Wie wird man denn eigentlich Drehbuchautorin? 
Adriana Popescu: Wie bei fast allen kreativen Berufen, gibt es auch hier verschiedene Einstiegsmöglichkeiten. Man kann es ganz klassisch studieren, an der Filmakademie in Ludwigsburg, der dffb in Berlin oder in München. Oder man erwischt, so wie ich, den Quereinstieg. Ich habe nämlich zuerst Drehbücher für das Fernsehen geschrieben und es danach erst studiert. Etwas untypisch, ich weiß. Schon während meiner Schulzeit habe ich Bücher über das Schreiben gelesen, Syd Field hat großartige Bücher zum Drehbuchschreiben veröffentlicht, die mir viel geholfen haben. Vielleicht hat mir das, und die Tatsache, dass ich ja am Set als Continuity gearbeitet habe, geholfen den Job als Drehbuchautorin zu bekommen. Das anschließende Studium hat mir auch für meine Romane sehr viel gebracht, weil die Dramaturgie in beiden Fällen sehr ähnlich ist.
 
HdbB: Dein erstes Buch ist zunächst als E-Book erschienen. Wie hast du dich gefühlt, als es so großen Anklang fand? 
Adriana Popescu: Das war schon aufregend und auch ein bisschen verrückt. Es hat sich über 120.000 mal verkauft und da fragt man sich schon, wie kommen die ganzen Leser nur auf mich? Ich habe damals für das JOY Magazin geschrieben, aber meine Leserschaft waren vielleicht so fünfzig Menschen. Es war sehr, sehr surreal. Ich kann nur raten, dass 'Versehentlich verliebt' einen Nerv getroffen hat. Es war Weihnachten, die Story spielt zu dieser Zeit am Flughafen, Pippa ist eine etwas andere Romanfigur … ich hoffe, es lag auch ein bisschen am Schreibstil. Die erste Fassung dazu habe ich 2002 im Wohnzimmer meiner Eltern geschrieben. Niemals hätte ich mit so einem Erfolg gerechnet.




HdbB: Du hast das Schreiben zum Beruf gemacht. Hast du einen Ausgleich, damit du nicht nur die ganze Zeit vor deinen eigenen Wörtern sitzt? 
Adriana Popescu: Ich habe einen Hund, der ein perfektes Timing hat und mich immer dann, wenn ich gerade in der Schreibblase versinken will, auffordert mal an die frische Luft zu gehen. Wir laufen viel durch die Natur, treffen Freunde und das ist irre wichtig. Außerdem lese ich ja wahnsinnig gerne und es ist schön, auf die 'andere Seite' zu wechseln. Wenn man Bücher einfach nur genießt, ohne große Gedanken, ohne den Druck. Und öfter als gedacht erwischt man mich mit meiner Kamera draußen, wie ich Dinge fotografiere und sie aus verschiedenen Blickwinkel wahrnehme.
 
HdbB: Verarbeitest du in den Büchern Autobiographisches mit, falls ja, bist du bereit, ein paar Details für meine Leser zu lüften? 
Adriana Popescu: Alle meine Romane sind immer auch ein bisschen aus meinem eigenen Leben inspiriert. Pippa aus 'Versehentlich verliebt' bin quasi ich. Meine Mutter weiß auch, dass ich sie im Buch als Pippas Mama beschreibe und sie hat gedroht mich zu enterben. ;) Layla und ihre Selbstzweifel, ob sie droht ihren Traum mit der Fotografie aufzugeben. Das Gefühl kennen ich so gut, weil es mir nicht anders ging. Nur eben mit dem Schreiben. Paula aus „Ein Sommer und vier Tage“, die sich in die Stadt Verona verliebt, das bin ich mit siebzehn auf der Kursfahrt nach Italien. Jede Figur hat immer ein bisschen was von mir, auch wenn die Geschichten nicht autobiographisch sind.




HdbB: Planst du deine Bücher immer von Anfang bis Ende oder verselbstständigt sich die Geschichte auch mal? 
Adriana Popescu: Ich habe oft das Ende und weiß, ich will dahin. Dann schicke ich meine Figuren auf eine Reise und schaue, wie sie besagtes Ziel erreichen. Klar habe ich eine Vorstellung, was passieren muss, damit es spannend bleibt, aber manchmal überrascht es mich auch beim Schreiben, wie ich in einer Situation gelandet bin. Aber jedes Buch ist anders. Bei 'Ewig und eins' hatte ich einen sehr genauen Plan, da war es für mich überraschend zu sehen, wie sich die Figuren auf der Reise verändern.


HdbB: Es gibt ja reihenweise Romane, die auch verfilmt worden sind. Hat schon einmal jemand daran gedacht, eines deiner Bücher zu verfilmen und sich die Filmrechte gesichert? 
Adriana Popescu: "Versehentlich verliebt" war schon ein paar Mal sehr nah dran. Zwei mal gingen die Filmrechte als Option für ein Jahr an eine Produktionsfirma. Einmal scheiterte es daran, dass sie nur einen Kurzfilm daraus machen wollten und einmal am lieben Geld. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt?

 
HdbB: Du bist sehr lesernah. Auf Instagram machst du Livestreams, du lädst Videos auf YouTube hoch und kommentierst Leserrezensionen (siehe hier – ich war total überwältigt 😄). Was macht der enge Kontakt mit den Fans mit dir? 
Adriana Popescu: Es ist ein zweischneidiges Schwert. Es ist mir wichtig, das direkte Feedback mitzukriegen, zu wissen, was ihnen besonders gefallen hat, womit sie weniger anfangen konnten. Ich glaube, es ist ein Fehler, wenn man seine Leser ignoriert oder nicht ernst nimmt. Allerdings glauben viel dann fälschlicher Weise man wäre sofort befreundet. Mir ist aufgefallen, dass dann der Respekt in Rezensionen schnell verloren geht. Vor kurzem hat eine Bloggerin, die ich kenne sehr abwertend über einen Roman gesprochen. Da fragt man sich schon: Würde sie wirklich genau so schreiben, wenn sie den Autor oder die Autorin nicht kennt und ihn quasi aus der Ferne 'bewundert'? Ich weiß es nicht. Als ich mit 'Versehentlich verliebt' anfing, habe ich Blogger angeschrieben und gefragt, ob sie ein Rezensionsexemplar wollen. Als No Name einfach überall anzuklopfen ist nicht so einfach, die meisten waren sehr nett und haben mir geholfen bekannter zu werden. Das sollte man unterwegs einfach nicht vergessen.



HdbB: Ich schaue dir auch schon seit längerem über Instagram oder Snapchat, seit kürzerem über YouTube, zu und mir ist aufgefallen, dass du viele englische Ausdrücke benutzt ("Surprise!", "Be awesome. Stay gold. Always."
😜 etc.). Spricht da die Liebe zur englischen Sprache aus deinem Herzen oder zum Land oder welcher Hintergrund verbirgt sich dahinter? 
Adriana Popescu: Ich glaube, tief in meinem Inneren bin ich Britin. Mein Bruder und ich haben 1984 Sky Channell geschaut. Mit DJ Cat und Linda De Mol. Da war ich vier. Und es ist immer im Ohr gewesen. Später habe ich Take That Interviews auswendig gelernt und versucht so zu klingen wie sie. Filme im Original, Bücher im Original. Es klingt albern, aber es ist Shakespeares Sprache. Und so oft denke ich: Wieso klingt es auf Deutsch nicht so schön? Leider war ich noch in England.

 
HdbB: Von Charles Dickens erzählt man, dass er zum Schreiben absolute Ruhe brauchte, weshalb er eine zweite Tür in sein Arbeitszimmer einbauen ließ. Hast du eine solche Voraussetzung oder eine bestimmte Schreibroutine? 
Adriana Popescu: Dickens und ich, wir wären schlechte Nachbarn gewesen. Ich brauche zum Schreiben immer Musik. Oft dauert es Stunden, bis ich den perfekten Schreibsoundtrack gefunden habe und loslegen kann. Bei bestimmten Szenen, müssen sogar die Kopfhörer her, die alles um mich rum ausblenden.




HdbB: Wie wirst du auf die Rezensionen zu deinen Büchern aufmerksam? Bist du gezielt auf Bücherblogs unterwegs? 
Adriana Popescu: Es gibt einige Buchblogger, denen ich folge, weil sie ähnliche Bücher vorstellen, die ich privat lese. Andere vertaggen mich bei Twitter oder Instagram, da schaue ich dann auch vorbei. Ich suche allerdings nicht, weil Merly Streep mal gesagt hat: Never google your name. Da hat sie absolut Recht.

 
HdbB: Und noch zum Abschluss: Welche Schuhgröße hast du? 
Adriana Popescu: 38 ½.

Vielen herzlichen Dank für das Interview, liebe Adriana, mir hat es richtig Spaß gemacht, ein wenig mehr über dich zu erfahren und ich hoffe, euch Lesern auch! Noch mehr von Adriana Popescu gibt es auf Instagram, Twitter und YouTube. Achja, ich würde mal sagen, der nächste Roman muss in England spielen 😊.

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