vor fast genau einem Jahr besuchte Theresa Hannig meine Schule für eine Lesung aus „Die Optimierer“. Mir hat es sehr gut gefallen und aus irgendeinem – mir unbekannten – Grund, habe ich ihr Buch erst jetzt gelesen. Hier gilt jedoch: Besser spät als nie!
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Bildquellen: Pixabay ↗, Bastei Lübbe ↗ |
Die Optimalwohlökonomie ist das beste System, das die Menschheit je erschaffen hat. Jeder hat die Chance auf ein zufriedenes Leben und kann selbst die Arbeit als Hobby ansehen – dank bedingungslosem Grundeinkommen und ausgezeichneter Platzzuweisung. Der Mensch ist nicht mehr für den Staat da, sondern der Staat für den Menschen.
Ganz klar also, dass das System versucht, alles und jeden zu optimieren, um jeden Mangel zu beseitigen. Das erfährt Samson am eigenen Leib, als ihm vorgeworfen wird, eine falsche Beratung erteilt zu haben.
Es ist eine Welt, die gar nicht so abwegig ist. Ich frage mich immer wieder, was wir in vierzig Jahren wohl für technische Errungenschaften haben werden. Meine Eltern konnten in meinem Alter nur davon träumen, mit einem kleinen Quader Menschen auf der ganzen Welt kontaktieren zu können. Was also wird es geben, wenn ich einmal Kinder habe?
Theresa Hannig schlägt eine interessante Situation vor, die Stoff zur Diskussion bietet. Welche Vorteile bietet die totale Vernetzung? Das sofortige Lösen von Problemen? Belohnt zu werden für einen Hinweis auf Systemstörungen? Ist es die Aufgabe vom Staat, die Menschen vor ihren eigenen Fehlern zu bewahren?
Geschickt bestimmt Hannig, mit welchen Figuren sympathisiert und antipathisiert werden soll, was sich im Lauf der Geschichte auch ändern kann. Samson geht mir nämlich ziemlich auf den Geist mit seiner Systemtreue und alles ist super heile Welt! Vielleicht ist es zu großspurig, Sympathie mit ihm zu verkünden. Aber die Nachvollziehbarkeit steigert sich.
Ungeschickt dagegen war die Erklärung der geschichtlichen Vergangenheit der Bundesrepublik: eine ganze Seite berichtender Monolog? Ernsthaft? Es ist nicht nur dies, was mir nicht taugte. Ich war mir zwischendurch nicht sicher, ob lediglich eine System beschrieben wird oder Samson auch noch etwas zu tun bekommt. Ich wünsche mir mehr Hand-in-Hand-Gehen der Story und der Welt!
Hin und wieder drängt sich der Gedanke "gewollt, aber nicht gekonnt" auf. Trotzdem lohnt sich "Die Optimierer": Es bietet Denkanstöße über unsere Zukunft und genauso über unsere Gegenwart. Beklemmend, raffiniert und mit einem überraschenden Plottwist. Fans von der Netflix-Serie "Black Mirror" werden das Buch mögen! Ich jedenfalls bin gespannt auf den Nachfolger, der am 28. Juni 2019 erscheinen wird.
Was denkt ihr? Wie sieht unser Leben in 40 Jahren aus?

"Die Optimierer" von Theresa Hannig // 303 Seiten // Taschenbuch // Preis: 10,00 € // Bastei Lübbe // ISBN: 978-3-404-20887-6 // Erschienen: 29. September 2017
Hallo Mila,
AntwortenLöschenkeine Ahnung...ob ich da überhaupt noch lebe....grins...Trauer....
LG..Karin...