Bis zur Mitte hatte ich das Gefühl, die Geschichte besteht nur aus einer Einleitung, denn ich wartete immer auf einen Höhepunkt. Doch es gibt ihn nicht, denn später verstand ich: Es ist ein Auszug aus Charlottes Leben. Und das besteht nun einmal nicht aus "Einführung, Höhepunkt, Ende".
Dieser Lebensabschnitt wird mit einem besonders detailreichen Schreibstil begleitet, was mir ziemlich früh aufgefallen ist. Dabei werden nicht etwa unnötige Geschehnisse beschrieben, sondern durch die Ich-Perspektive erzählt Charlotte, was sie sieht, was ihr auffällt, was sie assoziiert, wodurch Chelsey Philpot den Charakteren eine Tiefe und Sympathie verliehen hat.
Die Geschichte wird in der Vergangenheit erzählt, dadurch gibt es auch immer wieder Hinweise auf das Ende.
Wenn ich gewusst hätte, was für riesige Freuden und welch tiefer Schmerz vor mir lagen, wäre ich vielleicht schlauer gewesen. Vielleicht hätte ich den Strand dann sofort verlassen und währe mit der Fähre in die sichere Welt entflohen, die ich schon mein ganzes Leben kannte; in eine Welt, in der Kunst in einer Autowerkstatt entstand; in der Autoteile auf dem Küchentisch lagen und in der es Lateinklausuren gab. Vielleicht wäre ich dann vernünftiger gewesen und hätte entschieden, dass ich nichts mehr mit den Buchanans zu tun haben wollte.Gerade das bringt im normalen Verlauf immer eine gewisse Spannung hinein. Die hätte man jedoch bei den Geschehnissen später noch ein wenig erhöhen können.
Aber ich mache mir nichts vor. Auch wenn ich alles vorher gewusst hätte, hätte ich micht nicht anders entschieden. (Seite 182)
Interessant finde ich die Parallelen zu "Der große Gatsby" von F. Scott Fitzgerald. Das Buch wird in "Ein anderes Paradies" im Unterricht behandelt und bringt Charlotte zum Nachdenken, da sie sich ein wenig in Gatsby wiedererkennt. Ich selber habe das Buch zwar noch nicht gelesen, aber mir aus Interesse die Inhaltsangabe angeschaut. Da ist mir auch die Ähnlichkeit zwischen Julia Buchanan ("Ein anderes Paradies") und Daisy Buchanan ("Der große Gatsby"), aufgefallen. Spannend!
Gelungen finde ich obendrein das Ende. Genau so, wie es ist, ist es perfekt. Ich habe danach erst einmal eine Zeit lang einfach nichts gedacht, sondern das Erlebnis erst einmal sacken lassen. Es ist einfach bemerkenswert.
Hallo Mila,
AntwortenLöschender große Gatsby kenne ich auch nur dem Namen nach, aber ich mag es, wenn Bücher als Hommage Bezug auf andere nehmen. Dein Buch klingt wirklich stark, obwohl mich das Cover eher abgeschreckt hätte :D
LG - Daniela
Das Cover sieht tatsächlich nicht so spannend aus (ich mag die Schrift gar nicht!), aber die Geschichte ist umso besser!
LöschenEhrlich gesagt kann ich mich an nicht mehr viel aus der Geschichte erinnern, werde es nach deiner Rezi aber mit Sicherheit noch einmal lesen, wenn ich vorher "Der große Gatsby" beendet habe :)
AntwortenLöschenDas kenne ich, manche Bücher liest man und hinterher weiß man gar nicht mehr genau, worum es ging, nur, dass man es gut oder schlecht fand ;-)
LöschenTatsächlich haben wir wegen "Ein anderes Paradies" 50 Bücher gekauft: "Süddeutsche Zeitung - Bibliothek: Große Romane des 20. Jahrhunderts". Ich habe meine Mama gefragt, ob wir den "großen Gatsby" daheim haben (nein) und kruz darauf hat sie diese Reihe im gebrauchten Zustand, aber top erhalten und für wenig Geld diese Reihe mit Klassikern wie dem "großen Gadsby", aber auch noch eher unbekannten Klassikern. Ich habe mir vorgenommen, alle zu lesen (das wird aber wohl ein paar Jahre dauern, bis ich alle durch hab ;-))