Das Haus der bunten Bücher: Was uns ein Überwachungsimplantat in Zeiten von Corona (#coronaclickbait) bringen würde || Blogtour: "VRONT – Was ist die Wahrheit?" (Yves Grevet)

Was uns ein Überwachungsimplantat in Zeiten von Corona (#coronaclickbait) bringen würde || Blogtour: "VRONT – Was ist die Wahrheit?" (Yves Grevet)

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Lesezeit: ca. 4 Minuten
Liebe Hausgäst*innen,

es gibt Bücher, die geben nachhaltig zu denken auf. So auch "VRONT – Was ist die Wahrheit?" von Yves Grevet. Ich habe die Ehre, die vorletzte Station der Blogtour zu dieser spannenden Dystopie im Haus der bunten Bücher begrüßen zu dürfen. Zu diesem Anlass stelle ich mir heute die Frage:

"Wäre ein Überwachungsimplantat gerade in der aktuellen Corona-Situation sinnvoll?"



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Damit ihr bei meinen folgenden Überlegungen mitkommt, erzähle ich euch zunächst, worum es in "VRONT" überhaupt geht. Die Geschichte spielt gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Grundlegende Unterschiede zu unserem Leben gibt es tatsächlich gar nicht. Die Kinder gehen zur Schule, die Erwachsenen zur Arbeit, gespielt wird draußen auf der Straße oder drinnen am Computer. Wobei – es gibt einen markante Revolution: Die Welt ist viel sicherer.

Alle Menschen besitzen ein Implantat, über das morgens der Tägliche Gesundheitscheck durchgeführt wird. Dabei werden auch sofort passende Medikamente für den heutigen Tag empfohlen, damit die sich anbahnende Erkältung im Keim erstickt werden kann. Das Implantat kann aber noch viel mehr!

Etwaige Herzrhythmusstörungen können sofort behoben werden und wenn im Kontrollzentrum des dafür zuständigen Unternehmens LongLife zum Beispiel eine plötzliche Erhöhung von Stresshormonen registriert wird, steht prompt ein Einsatztrupp bereit. So kann eine gewaltgeladene Situation entschärft werden, bevor sie in einem Massaker ausartet oder Unfälle sofort registriert und die Opfer behandelt werden, ohne, dass extra beim Rettungszentrum angerufen werden muss.

Die Menschen brauchen keine Angst mehr um ihr Leben haben, LongLife wirbt mit Slogans wie:

"Der Mensch entscheidet, wann er geht, nicht die Natur."


Ich muss sagen, das klingt verlockend. Wieviele Menschenleben heutzutage unnötigerweise draufgehen, weil ein Herzinfarkt zu spät erkannt wird und wieviele Gewalttaten verhindert werden könnten. Nachts im Dunkeln alleine heimlaufen? Easy!

Allerdings hat diese Sicherheit einen Preis: unsere Freiheit. Schließlich wird jede Sekunde unseres Lebens überwacht. Ist es das wert?

Die Freiheit eintauschen für Sicherheit: aktueller denn je


Sicherheit gegen Freiheit: Diese Thematik erfährt gerade in den letzten Wochen eine besondere Aktualität. Aufgrund des Corona-Virus gibt es weltweite Verhaltensregeln: Nur rausgehen, wenn es nötig ist. Abstand halten zu den Mitmenschen. Nahe Kontakte auf das häusliche Umfeld beschränken. Kinos, Schwimmbäder und Restaurants sind geschlossen.

Der Grund dafür ist das Retten von Millionen Menschenleben.

In der "VRONT"-Welt hätte eine solche Pandemie wahrscheinlich noch nicht mal eine Chance. Die Menschen, die als erstes mit dem Virus infiziert sind, bleiben in Quarantäne daheim und können niemanden anstecken. Problem gelöst. Beziehungsweise: Problem nie dagewesen.

Angenommen, das Virus hätte LongLife irgendwie überlistet und es sind tatsächlich Ausgangsbeschränkungen notwendig. Die Menschen sitzen dauerhaft aufeinander, sich so viel wie möglich aus dem Weg gehen, gestaltet sich schwierig. Die häusliche Gewalt nimmt zu.

Kommt es zu einer bedrohlichen Situation, steigt das Level an Stresshormonen im Körper. Prompt steht ein LongLife-Einsatztrupp vor der Tür und kann die Gefahrenlage entschärfen.

Geht es danach auf einen Spaziergang, können viele ihr Glück kaum fassen: strahlender Sonnenschein, sommerliche Temperaturen! Da könnte ich glatt zu Freudensprüngen und Tänzen auf dem Bürgersteig verleitet werden. Aaaaber: Wenn ich zu schnell werde, könnte ich womöglich hinfallen oder auch andere Leute gefährden.

Wie gut, dass ich als Kind mit Stromschlägen darauf konditioni ... ähm, Entschuldigung, das ist mir so herausgerutscht! Wie gut, dass mir als Kind durch sanfte Stromstöße empfohlen wurde, mich auf dem Gehweg gehend fortzubewegen.

Es gibt ja auch so manche Leute, die widersetzen sich den Ausgangsbeschränkungen. Illegal über die Grenze, pipapo. Die Regierung hat so ihre Probleme, die Regeln durchzusetzen. Aaaaber: LongLife wäre nicht LongLife hätte es da keine passende Lösung!

Es gibt eine Funktion, die die Eltern in "VRONT" bei ihren Kindern einstellen können: die Begrenzung des Bewegungsradius. Der Bewegungsradius kann zum Beispiel auf einen Kilometer rund um das Haus beschränkt werden. Wird die Grenze überschritten, muss man sich mehrmals übergeben. So bleibt man immer auf sicherem Terrain! Wie praktisch!

Zusammenfassend: Sollte es ein Virus überhaupt schaffen, sich pandemisch zu verbreiten, steht LongLife parat für die Einhaltung der Ausgangsbeschränkungen, gegen Übermut und gegen häusliche Gewalt. Prima!

Prima, wie schön dieses Unternehmen die Konditionierung beherrscht. Wir würden wie Hunde behandelt. Nicht, dass ein Hundeleben nicht beneidenswert ist: Den ganzen Tag futtern, schlafen, spielen und manchmal rausgehen? Da wäre ich dabei. (Wobei ich eher so der Katzentyp bin ...)

Ich möchte aber nicht aus Konditionierung handeln, sondern mich aktiv entscheiden. LongLife entmündigt die Menschen und helikoptert um sie herum. Es gibt im Leben nun mal Risiken, die muss ich akzeptieren. Ich kann nicht vor allem beschützt werden. Wenn ich rausgehe und Freund*innen zum Eisessen treffe, werde ich vielleicht von einem Auto überfahren. Brauche ich nicht unbedingt. Wenn ich daheim bleibe, werde ich normalerweise von keinem Auto überfahren. Yeah! Ich kann aber auch keine Freund*innen zum Eisessen treffen. Und Eis ist halt schon ziemlich lecker!

Solange ich die einzige Person bin, die von den Risiken betroffen ist und ich hinterher alleine die Konsequenzen trage, brauche ich keine Institution, schon gar nicht ein Privatunternehmen, das mich überwacht und beschützt. Ich will meine Entscheidungen selbst treffen.

Geht es ums Gemeinwohl, dann ist die allgemeine Sicherheit natürlich wichtiger. Etwaige Konsequenzen für mein Fehlverhalten trage nämlich nicht ich, sondern "die anderen". Aber selbst dann möchte ich frei die Entscheidung treffen: "Ich bleibe daheim." Nicht, weil ich nach einem Kilometer Entfernung vom Haus das Kotzen anfange, sondern weil ich meinen Teil zur allgemeinen Sicherheit beitragen WILL. Und wenn mir das Gemeinwohl egal ist und ich gehe trotzdem auf die Grillparty, dann ist das eine aktive Entscheidung gegen die allgemeine Sicherheit.

Könntet ihr euch vorstellen, durch ein Implantat von einem Unternehmen überwacht zu werden? Zu eurem eigenen Wohl?


Hier kommt ihr übrigens zu den anderen Stationen der Blogtour:
  1. [Kristin ↗] Freiheit
  2. [Alina ↗] Gerechtigkeit
  3. [Josia ↗] "Wofür wäre ich bereit, etwas zu riskieren?"
  4. [Daniel ↗] Figurenvorstellung
  5. Leah ↗] Würde eine Welt überleben, in der alles überwacht wird?
  6. [Mila] Was uns ein Überwachungsimplantat in Zeiten von Corona bringen würde
  7. [Yvo ↗] am 17. April

Vielen Dank an Mixtvision ↗ für die Bereitstellung von "VRONT – Was ist die Wahrheit?".


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