Eine runde Dystopie mit Denkanstößen || Yves Grevet: VRONT – Was ist die Wahrheit?

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Liebe Hausgäst*innen,

letzte Woche gastierte eine Blogtour im Haus der bunten Bücher. In dem Post stellte ich euch das System aus "VRONT – Was ist die Wahrheit?" vor und gab meine Meinung dazu. Falls ihr den Post noch nicht kennt, klickt hier: Was uns ein Überwachungsimplantat in Zeiten von Corona bringen würde ↗. Das System ist allerdings nur das Drumherum. Ich erzähle euch heute, warum mir die Geschichte so gut gefallen hat.





"VRONT", das ist eine Gruppe Jugendlicher, denen die totale Überwachung durch das Unternehmen LongLife zu viel ist und die deshalb im Untergrund Widerstand leistet. LongLife ist per se gar nicht mal schlecht. Durch die Implantate, die die Menschen lebenslang tragen, können Leben gerettet werden und es kann für mehr Sicherheit gesorgt werden.

Für die Aktionen der Widerstandsgruppe landet Scott jedoch im Gefängnis. Sein kleiner Bruder Stan kennt bis dato nicht einmal die Nachteile der scheinbar perfekten Technologie und setzt alles drauf und dran, herauszufinden, was die VRONT macht und warum.

Unterstützt wird der gewiefte 14-Jährige von seinem Kumpel Sol, der einen für manche Leute speziellen, aber total liebenswerten Humor hat (den ich mit ihm teile!), und von Lottie, der kleinen Schwester von Maroussia, die wie Scott bei der VRONT mitmischt.

Es macht Spaß die neue Welt kennenzulernen, die sich tatsächlich gar nicht so stark von der unseren unterscheidet. Die LongLife-Technologie ist natürlich etwas ganz Neues, der Rest ist aber ziemlich ähnlich. Interessant finde ich, dass schlechte Nachrichten im Internet gar nicht weit verbreitet werden, sondern bald gelöscht, damit sich das Volk keine Sorgen machen muss.

Das ist ein Ansatz, den heutzutage wahrscheinlich etliche befürworten. Sei es Twitter, die Tageszeitung, im Fernsehen oder mittlerweile auch Instagram: Überall werden wir mit News-Meldungen bombadiert, der Großteil davon zieht einen runter. Negative Nachrichten werden dann oftmals mit "Panikmache" beschimpft. Klar, wenn wir nicht mehr mitbekommen, was Schlechtes passiert, dann steigt unser Lebensgefühl.

Während Stan ganz schön an der Verurteilung von seinem großen Bruder knabbert, passieren etliche unerwartete Wendungen. Der Schreibstil motiviert, der Geschichte schnell folgen zu wollen. Für mich hätte die Story tatsächlich noch spannender aufgebaut werden, ich konnte mich nicht ganz so tief mitreißen lassen. Das liegt vermutlich an der Erzählweise, die distanziert wirkt. Gerne hätte ich noch mehr über das Innere von Lottie, Stan und vor allem Sol erfahren.

Trotzdem muss der runde Abschluss der Geschichte gelobt werden. Wie ich es doch hasse, am Ende einer Story zwar alles Wichtige zu wissen, aber dann doch alleine dazustehen. In "VRONT – Was ist die Wahrheit?" wurden alle Geschehnisse bis zum Schluss behandelt und aufgelöst, sodass ich das Buch zuklappte und einfach zufrieden war.




Mit "VRONT – Was ist die Wahrheit?" erhaltet ihr eine runde Dystopie mit unerwarteten Wendungen und interessanten Charakteren. Die Welt fasziniert und bietet zahlreiche Denk- und Diskussionsansätze. Für eine Schullektüre ist das Buch wahrscheinlich zu dick, thematisch würde es sich aber mehr als eignen. Mir hat das Buch gefallen.

Ich bedanke mich bei Mixtvision für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.

"VRONT – Was ist die Wahrheit?" von Yves Grevet // aus dem Französischen von Nadine Püschel // 500 Seiten // gebunden // Preis: 19,00 € // Mixtvision ↗ // ISBN: 978-3-95854-149-8 // Erschienen: 12. Februar 2020